Das Saxophon

Von Ewald Hügle

Das Saxophon wurde um 1840 von Adolph Sax in Paris erfunden. Wer kennt nicht irgendein Musikstück, eine Filmmusik, eine Jazzkomposition, ein heisses Pop- oder Rocksolo, eine Schlagermelodie, eine klassische Orchesterstelle, vielleicht sogar nur irgendeinen Werbespot, in dem ein Saxophon brilliert und mit seiner Expressivität mitreisst? Für viele gute Spieler, Profis, Amateure, Anfänger war so eine musikalische Erfahrung die Initialzündung, dieses Instrument selbst zu erlernen. Na, dann mal einen Lehrer gesucht!

Aber vielleicht ist es zunächst einmal interessant, ein bisschen etwas über das Saxophon zu erfahren:

Obwohl das Saxophon für viele das Jazzinstrument par excellence ist und deshalb früher eben manche der Ansicht waren, dass das Saxophon von den schwarzen Amerikanern erfunden worden ist, handelt es sich um ein Kind der europäischen Spätromantik, 1840 in Paris von Adolph Sax erfunden. Die Komponisten dieser Zeit suchten nach immer mehr erweiterten Klangmöglichkeiten des grossen Orchesters. Kompliziert und langwierig stellt sich die Integration des Saxophones in der europäischen Konzertmusik dar. Wie kaum ein anderes Instrument musste sich das Saxophon seine Anerkennung in der klassischen Musik erkämpfen. Ich selbst durfte Ende der siebziger Jahre aus dem Munde der Sekretärin der Musikhochschule Frankfurt erfahren: "Saxophon? Das ist kein klassisches Blasinstrument." (Päng?, das war der Telefonhörer!) Na, wenn das Paul Hindemith, Darius Milhaud, Jaques Ibert, Anton Webern, Iannis Xenakis, Luigi Nono und ein paar hundert andere Komponisten gehört hätten! Seither hat sich vieles geändert.

Zwischen 1933 bis 1945 wurde das Saxophon jedoch in Deutschland anders als in Frankreich völlig diffamiert und damit Ausbildungsmöglichkeiten, wie zum Beispiel an der Hochschule der Künste zu Berlin, einfach bis auf weiteres eliminiert. Es war ein sehr mühevoller Weg, bis das Saxophon als vollwertiges, den übrigen Orchesterinstrumenten gleichgestelltes Instrument, gespielt von darauf ausgebildeten und studierten Musikern, betrachtet wurde und nicht als ein Anhängsel der Klarinettenfamilie. Wobei gesagt werden muss, dass sich die Instrumente in der Art der Tonerzeugung und in der Griffweise im regulären Tonumfang ähnlich sind. Aber das ist genau der Punkt, wo der Frosch ins Wasser hüpft. Diese oberflächlich betrachtete "Ähnlichkeit" im Ansatz der beiden Instrumente geriet dem Saxophon zunächst zum Verhängnis. Vielfach wurde das Instrument von Klarinettisten als Zweitinstrument geblasen, mit dem zu erwartenden "Erfolg", wie er all dem zuteil wird, was nicht mit der ganzen Konzentration studiert und erkämpft wird, wie es Dinge erfordern, die man zur Meisterschaft bringen will.

Nicht zuletzt gewann das Saxophon viele Liebhaber durch seine Verwendung im Saxophonquartett, das als Pendant zum Streichquartett gerade sehr viele überraschende und dem Instrument nicht zugetraute Klangmöglichkeiten eröffnet. Seit neuestem gibt es auch am MKS ein Saxophonquartett. Da nun auch alle etwas ausgefalleneren Instrumente wie Sopran-, Tenor- und Barytonsax im Besitz der Schule sind und im Bedarfsfall gestellt werden können.

Über die Präsenz des Saxophons in der Jazzmusik zu reden, hiesse, Eulen nach Athen zu tragen! Der Jazz war längst "erfunden" (etwa 20 Jahre), als das Saxophon seinen eher bescheidenen Einzug hielt. Wie in der europäischen Konzertmusik, wurde das Instrument zu dem Zeitpunkt zunächst wie eine Art Klarinette geblasen. Doch bald erkannten die Jazzmusiker der zweiten und der dritten Generation die neuen Möglichkeiten des Instrumentes. Man denke dabei nur an Charlie Parker oder an John Coltrane. Mittlerweile existieren etwa 12000 Originalkompositionen für klassisches Saxophon, und Jahr für Jahr kommen neue dazu.

Wo liegen denn nun in der Praxis die Unterschiede zwischen Klarinette und Saxophon, und warum ist es ratsam, direkt mit dem Saxophonspiel, ohne Umweg über die Klarinette, bei einem qualifizierten Saxophonlehrer zu beginnen? Speziell der vom Prinzip her andere Ansatz des Saxophons, der bedingt wird durch die unterschiedliche Bauform der beiden Instrumente, erfordert zusammen mit der etwas anderen Art und Weise der Atemtechnik einen am besten von Anfang an saxophon-spezifischen Instrumentalunterricht. Wie eingangs erwähnt, gibt es für das Instrument nahezu unbegrenzte Einsatzmöglichkeiten, so dass von einem Fachlehrer für Saxophon heutzutage eine entsprechende Vielseitigkeit erwartet werden darf.

Leider trifft man aber immer wieder sich selbst etwas überschätzende Zeitgenossen an, die sich selbst zum Saxophonlehrer ernannt haben. Häufig findet sich diese Spezies an kleineren Privatschulen. Ein wirklich kompetenter Lehrer sollte mit seinem Instrument am besten als Solist auch konzerttauglich sein, damit der Unterricht wirklich aus dem praktischen musikalischen Leben schöpfen kann. Die Palette, der von mir selbst ausgeübten Musikstile, reicht vom klassischen Saxophon über die diversen Stile im Jazz, von Swingmusik über zeitgenössische freie improvisierte Musik bis zur Rockimprovisation.

Welches sind überhaupt die Voraussetzungen für das Erlernen des Saxophonspiels?

Beginnen wir beim Alter. Wie kaum ein anderes Instrument eignet sich das Saxophon dazu, in nahezu jeder Lebensphase erlernt zu werden. Das Alter der Schüler, die ich bisher unterrichten durfte, reicht von neun bis etwa sechzig Jahre.

Benötigt man spezielle musikalische Vorkenntnisse, um den Unterricht aufnehmen zu können?

Nein. Wenn jemand ganz von vorne beginnt, so kann das musikalische Grundwissen gleichzeitig und parallel zur Spielpraxis im Instrumentalunterricht erlernt werden.

Ich hoffe, ich konnte durch diese Betrachtungen zum Saxophon das Interesse an diesem Instrument wecken. Informationen zum Saxophonunterricht finden Sie hier.

© 2002 Ewald Hügle

“Besonderes Ohrenmerk verdienen die Beiträge von Ewald Hügle an Tenor- und Sopransaxophon. Kaum jemand zwischen Stuttgart und Chiasso hebt die Schwerkraft der «changes» so locker auf… ”